Ein Magical-Mystery-Tour-Bus nun auch in Deutschland

Things Magazin vom Beatles Museum Nr. 230 für Februar 2014

Ein Magical-Mystery-Tour-Bus nun auch in Deutschland!

„Der Bus erzählt“, notiert von Alfred Ebeling (Beatles-Stammtisch-Hannover)

Hallo liebe Leser! Gestattet ihr mir, dass ich mich vorstelle. Ich bin ein Bus, ein Magical Mystery Bus, ein Bedford Plaxton VAL 70 Panorama 1, um es genau zu sagen. Nein, ich bin nicht der originale Magical Mystery Tour Bus der Beatles! Aber ich bin so etwas wie ein Zwilling  oder zumindest ein jüngerer Bruder. Bis auf einige Kleinigkeiten bin ich identisch mit dem Beatles-Bus. Gebaut wurde ich im Jahr 1968, deshalb nennen mich manche auch schon eine „alte Lady“. Der originale Beatles-Bus wurde ja im Jahr 1967 gebaut. Bestellt und genutzt wurde ich wie der Beatles-Bus vom Busunter-nehmen Fox in Hayes, GB. Wie ihr ja schon aus der letzten Things-Ausgabe wisst, stehe ich jetzt in Hameln, der Rattenfängerstadt im Weserbergland.

Wie bin ich dorthin gekommen? Ganz einfach: Mein vorheriger Besitzer in Schottland hat mich verkauft. Heute geht so etwas ja leicht über ebay! Beatles-Stammtisch-Hannover-Mitglied Simon Mitchell hat mich in ebay entdeckt und war sofort Feuer und Flamme. Denn wann bekommt man schon mal so etwas wie mich, einen MMT-Bus angeboten. Simon hat 1967 als kleiner Junge im 3. Beatles Film Magical Mystery Tour mitgespielt und ist im Film kurz zu sehen. Daraus entstand eine besondere Sammelleidenschaft und er hat in den vielen Jahren unzählige MMT-Teile zusammen getragen. Was noch fehlte, war ich, der Bus. Mit mir will er übrigens Spenden einsammeln für krebskranke Kinder. Das finde ich gut.

Den originalen Bus wollte er auch schon mal kaufen, das war in den achtziger Jahren. Damals hat es nicht geklappt, der Bus ging an das Hard Rock Museum in Tampa, Florida, USA. Dort wurde er restauriert und steht heute noch dort oder ist gelegentlich zu Show-Zwecken in den USA unterwegs.

Doch zurück zu ebay. Simon hat mich doch nach einigem Zittern tatsächlich ersteigert. Das war übrigens schon im November letzten Jahres. Dann hat er mich allerdings ganz schön lange zwischen vielen anderen Bussen in Schottland warten lassen. Inzwischen weiß ich, dass er das Geld noch nicht zusammen hatte. Wie so oft liegt zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine finanzielle Hürde. Um diese zu überwinden und den Wunsch, mich zu besitzen Wirklichkeit werden zu lassen, mussten erst einmal „Spender“ gefunden werden. Dann haben Simon, einige Beatles-Stammtisch-Hannover-Mitglieder, die Tribute-Bands „The Beatles Connection“ und „The Silver Beatles“, der Beatles Stammtisch Aschersleben und noch einige andere zusammengelegt und dann hat es gepasst. Und dann mussten sie erst einmal klären, wie ich denn von Schottland, nahe Edinburgh nach Deutschland komme. Das ging dann mit einer Fähre von Edinburgh nach Zeebrügge in Belgien. Am 16. Januar war  Simon dann endlich nach Schottland gekommen und begleitete mich zur Fähre. Die Fähre war auch nicht ganz billig und weitere Kosten für Diesel, Versicherung und einiges mehr standen auch noch an. Simon hat aber gottseidank weitere Spender und Sponsoren gefunden.

Ja und dann mussten sie mich ja noch von Zeebrügge abholen. Dazu machte sich am Abend des 18. Januar ein Team des Stammtisches Hannover zusammen mit zwei Busfahrern auf und erreichten am frühen Morgen den Hafen von Zeebrügge. Gegen 4 Uhr morgens hat die Fähre angelegt, aber das Abholterminal öffnete erst um 6 Uhr. Somit durfte das Team erst einmal einige Stunden Wartezeit im kalten, dunklen und unwirtlichen Hafengebiet von Zeebrügge überbrücken. Geöffnete Lokale oder Cafe´s gibt es dort und in der Stadt zu nächtlicher Zeit nicht. In der Vorfreude verging letztendlich die Wartezeit für das Team dann doch relativ schnell. Inzwischen hatten die Mitarbeiter der Fährgesellschaft versucht mich zu starten. Aber so einfach wie heute funktioniert das nicht. Ich bin ja schon etwas älter und wenn man das nicht richtig macht, sage ich keinen Piep. So konnten sie mich nicht abladen und haben das dann irgendwann auch mal dem Abholteam mitgeteilt. Nach einigem hin und her konnten Simon und Stuart meinen Motor dann doch zum Laufen bringen und ich durfte die Fähre verlassen. Am Tor hat mich dann das ganze Abholteam in Empfang genommen und erst einmal geknuddelt.

Nachdem sie mir dann die Scheinwerfer für den Rechtsverkehr eingerichtet und die Fahrer sich etwas mit mir vertraut gemacht hatten, konnte es los gehen Richtung Hameln. Dort läuft nämlich eine John Lennon Ausstellung und am Nachmittag sollte mir dort ein großer Empfang bereitet werden. Bis dahin waren es aber mehr als 500 Kilometer und ich war lange nicht mehr so weit unterwegs. Anfangs lief ich ganz gut, nicht schnell, eher gemächlich auf der Autobahn. Meine Passagiere froren zunächst ganz schön, denn meine Heizung funktionierte nicht, später kam aber die Sonne und hat meine Panoramafenster erwärmt. Sie hatten aber doch viel Spaß, hörten die MMT-Songs und freuten sich über die vielen staunenden Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer. Für mich war es aber ganz schön anstrengend und so kam mein Motor ins stottern. Die Zylinderkopfschrauben mussten nachgezogen werden und ich brauchte Ölnachschub.

Leider verging die Zeit so schnell und die Sache mit Hameln und zwei Fernsehteams, die uns unterwegs noch filmen wollten, geriet in Zeitnot. Ich gab mir redlich Mühe, es zu schaffen, aber dann auf der A2 bei Beckum ging nichts mehr: STAU. Dafür kann ich nichts. Letztendlich kamen wir dann erst gegen 19 Uhr in Hameln an. Zu spät, die Leute waren längst weg und den Fernsehteams war es zu dunkel. Sie versprachen das nachzuholen, so dass ihr mich alle demnächst mal im Fernsehen bewundern dürft. Jetzt muss ich aber erst einmal zum TÜV und eine Versicherung muss für mich gefunden werden. Wenn das erledigt ist, werden wir uns vielleicht auch mal bei einer Veranstaltung sehen. Ich freue mich darauf. Simon und seine Leute haben mal Halle zu Pfingsten anvisiert. Bis dann.

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Abdruck mit freundlicher Genehmigung vom Beatles Museum Halle (Saale)

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